Unzureichende Menge oder Qualität der Samenzellen
Eine niedrige Samenzellzahl und Samenzellanomalien können durch Hormonstörungen, anatomische Probleme, immunologische Probleme oder auch durch Umweltfaktoren verursacht werden.
Verschlüsse
Jede Art der Blockade in den ableitenden Samenwegen oder der Harnröhre kann die Ejakulation der Samenzellen verhindern. Diese Blockaden werden häufig zum Beispiel durch Infektionen (siehe sexuell übertragbare Erkrankungen), Verletzungen (beispielsweise durch einen Leistenbruch) oder angeborene Fehlbildungen verursacht.
Erbliche Faktoren
Als Klinefelter-Syndrom wird eine Erbkrankheit bei Männern (angeborene Anomalie der Geschlechtschromosomen im Erbgut) bezeichnet, die unter anderem durch das Fehlen von Samenzellen oder eine niedrige Spermienzahl im Sperma gekennzeichnet ist. Ein zusätzliches X-Chromosom (Chromosomensatz XXY anstatt XY) verursacht dieses Syndrom. Die Häufigkeit bei Männern in der Kinderwunschsprechstunde (d.h. infertile Männer) beträgt circa 3%.
In vielen Fällen werden jedoch in den Hoden noch Samenzellen produziert und können mittels Hodenbiopsie oder Punktion gewonnen werden.
Retrograde Ejakulation
Bei Männern, die an retrograder Ejakulation leiden, erfolgt der Samenerguss rückwärts in die Harnblase anstatt über den Penis nach außen. Diese seltene Störung kann in manchen Fällen zum Beispiel infolge von Diabetes oder nach Operationen an der Prostata entstehen.
Es können bei dieser Störung aber eventuell mit speziellen Verfahren Samenzellen aus dem Hoden für eine künstliche Befruchtung gewonnen werden.
Hodenhochstand (Kryptorchismus)
Die Hoden wandern erst kurz vor der Geburt durch den Leistenkanal in den Hodensack. Kommt es bei diesem Vorgang aus unterschiedlichen Gründen zu Störungen, kann es sein, dass einer oder beide Hoden in der Bauchhöhle oder im Leistenkanal verbleiben. Dort sind sie der höheren Körpertemperatur ausgesetzt, wodurch sie sich möglicherweise nicht optimal entwickeln können. Die Folge kann eine Einschränkung der Fortpflanzungsfähigkeit sein. Aus diesem Grunde sollte die Behandlung des Hodenhochstandes, hormonell oder mittels einer Operation, während des ersten Lebensjahres erfolgen.
Krampfaderbildung im Hoden (Varikozele)
Als Varikozele wird eine Krampfader im Hodensack bezeichnet. Meist tritt eine Varikozele am linken Hoden auf, selten auch beidseitig. Ist sie nur schwach ausgeprägt, bleibt sie meist unbemerkt.
Ob und wie Varikozelen die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, ist bislang noch ungeklärt, aber es gibt verschiedene Theorien. Es ist bekannt, dass eine Krampfader am Hoden zu einer schlechteren Durchblutung führen kann. Es wird aber auch vermutet, dass sich durch den Blutstau im Bereich der Varikozele der Hoden erwärmt. Dies kann auf lange Sicht die Spermienproduktion beeinträchtigen.
Derzeit wird davon ausgegangen, dass stark ausgeprägte Varikozelen zu einer verminderten Fruchtbarkeit eines Mannes beitragen können.
Hormonelle Störungen
Die Hormone LH (luteinisierendes Hormon) und FSH (follikelstimulierendes Hormon) spielen bei der Testosteronbildung im Hoden eine ausschlaggebende Rolle. Kommt es bei diesen Hormonen zu einem Mangel und einem dadurch bedingten Testosteronmangel, kann dies zu Erektions-, Ejakulations- und Libidostörungen führen.
Sterilisation
Bei manchen Männern kommt es nach einer Vasektomie (Unterbindung der Samenleiter) doch zu einem Kinderwunsch. Prinzipiell ist es möglich, eine sogenannte Refertilisierung durchzuführen, um die Sterilisation rückgängig zu machen. Bei dieser Operation werden die Samenleiterenden beider Seiten erneut miteinander verbunden. Dieser Eingriff erreicht in bis zu 90 % eine erneute Durchgängigkeit der Samenleiter.
Erkrankungen
Immunologische Faktoren
Die Samenzellen können durch das Immunsystem beeinflusst werden. Als Folge einer Verletzung oder eine Entzündung, können Antikörper produziert werden, die die eigenen Samenzellen angreifen.
Infektionen
- Sexuell übertragbare Erkrankungen: Beispielsweise kann Gonorrhoe, auch Tripper genannt, eine aufsteigende Infektion bewirken, die zu einer späteren Unfruchtbarkeit führen kann. Es können beim Mann aber auch Erkrankungen auftreten, beispielsweise nach einer Chlamydieninfektion, die nicht unbedingt die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Da diese Erkrankungen jedoch sexuell übertragbar sind, können sie negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Partnerin haben.
Weitere Informationen über sexuell übertragbare Krankheiten können Sie hier finden:
RKI – Infektionskrankheiten A-Z II Bundesgesundheitsministerium – Sexuell übertragbare Infektionen
- Entzündungen der Nebenhoden (Epididymitis): Bei dieser Art von Infektion kann es zu einer Funktionsstörung der Nebenhoden und damit zu einer Schädigung der Samenzellen kommen. Der betroffene Hoden ist meist geschwollen und schmerzt. Ursache für eine Nebenhodenentzündung ist häufig ein aufsteigender Infekt oder eine Infektion über den Blutweg. Eine bakterielle Infektion wird in der Regel mit Antibiotika therapiert.
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