Diagnostik beim Mann

Im Zuge der Erstberatung beim Andrologen/ der Andrologin oder im reproduktionsmedizinischen Zentrum werden Ihnen die Verfahrensweisen genau erläutert und eine Anamnese durchgeführt. In den meisten Fällen wird im Anschluss daran ein weiterer Termin für die Durchführung von ersten Untersuchungen vereinbart.

Anamnese

Die wichtigsten Fragen beim Mann beziehen sich unter anderem auf den allgemeinen Gesundheitszustand, frühere Infektionen oder Operationen und darauf, ob Fruchtbarkeitsprobleme in der Familie vorgekommen sind. Ebenso werden unter anderem beruflicher und privater Stress sowie die Lebensgewohnheiten besprochen, um Anhaltspunkte für eine mögliche Ursache der verminderten Fruchtbarkeit zu finden.

Wichtig sind besonders frühere Komplikationen, wie ein Hodenhochstand sowie Operationen und Verletzungen im Beriech des Beckens oder der Genitalorgane. Sie werden gezielt nach lokalen Infektionen (v.a. sexuell übertragbare Erkrankungen) und Entzündungsreaktionen des Genitaltrakts gefragt werden.

 

Samenanalyse

Bei jedem Paar mit einem länger bestehenden Fruchtbarkeitsproblem wird auch eine Samenanalyse durchgeführt. Die Untersuchung kann in diesem Stadium sowohl in der urologischen/ andrologischen Praxis als auch im Labor eines Kinderwunschzentrums durchgeführt werden.

Eine Samenanalyse wird medizinisch als Spermiogramm bezeichnet. Die Samenflüssigkeit wird durch Ejakulation gewonnen, wobei der Mann zuvor 2-7 Tage lang enthaltsam gewesen sein sollte. Anschließend werden die Qualität und Quantität der Samenzellen beurteilt. Als unterer Grenzwert fertiler Männer gelten rund 39 Millionen Spermien pro Ejakulat, von denen etwa jedes Dritte ausreichend beweglich sein sollte.

Die Untersuchung des Ejakulats spielt bei der Diagnostik männlicher Fertilitätsstörungen eine bedeutende Rolle, da sie wichtige Informationen zu möglichen Störungen des Reproduktionssystems enthält. Ursachen können nicht nur identifiziert und lokalisiert werden, auch der Schweregrad kann bestimmt und somit das Befruchtungspotential der Spermien eingeschätzt werden.  

Damit die Eizelle der Frau befruchtet werden kann, müssen Spermien gewisse Eigenschaften erfüllen: diese werden in einem Spermiogramm untersucht. Nur bewegliche, normal geformte Spermien sind in der Lage, die Eizelle zu erreichen und die verschiedenen biologischen Barrieren im Körper der Frau überwinden. Aus diesem Grund spielen die Spermienmotilität, die Spermienkonzentration sowie der Anteil vitaler Spermien im Ejakulat eine entscheidende Rolle über die Fertilität eines Mannes.  

Darüber hinaus können andere Ursachen wie Samentransportstörungen durch Verschlüsse der Samenwege oder Entzündungen im Genitaltrakt diagnostiziert werden. Ihr Arzt/ Ihre Ärztin wird schließlich die erhaltenen Spermien-Parameter mit den Ergebnissen der übrigen andrologischen Untersuchungen in Zusammenhang setzen, um zu einer finalen Einschätzung der Fertilität zu gelangen.

 

Es gibt verschiedene Bezeichnungen für ein abweichendes Ergebnis einer Samenanalyse:

    • Aspermie: Es kann kein Ejakulat gewonnen werden
    • Azoospermie: Es befinden sich keine reifen Spermien im Ejakulat
    • Oligozoospermie: Das Ejakulat enthält eine verminderte Menge an Spermien
    • Nekrozoospermie: Im Ejakulat befinden sich keine beweglichen Spermien
    • Asthenozoospermie: Die Samenzellen weisen eine verminderte Beweglichkeit auf
    • Teratozoospermie: Im Ejakulat befinden sich zu viele fehlgeformte Spermien

 

Stellt man Abweichungen bei der Samenanalyse fest, wird die Untersuchung zunächst wiederholt und es werden weitere Maßnahmen eingeleitet.

 

Körperliche Untersuchung

Die körperliche Untersuchung umfasst die Messung der Körperproportionen des Mannes. Dies beinhaltet Fettverteilung, Entwicklung der Muskulatur, Körperbau (Gewicht, Bauch- und Hüftumfang) sowie Untersuchung der Brust.

Außerdem werden Verteilung und Intensität der Kopf-, Bart-, Körper-, Scham- und Achselbehaarung betrachtet, da dies Hinweise auf einen möglichen Testosteronmangel liefern kann.

Die Abtastung der Geschlechtsorgane ist ebenfalls Teil dieser Untersuchung. Der Arzt/ die Ärztin betrachtet unter anderem Größe, Konsistenz und Lage der Hoden und der Nebenhoden. Hierbei wird besonders auf Druckschmerzhaftigkeit bzw. Berührungsempfindlichkeit geachtet. Auch eine Prostatauntersuchung kann Aufschlüsse über die Fertilität geben.

 

Hormonuntersuchung

Mit einer Hormonuntersuchung kann überprüft werden, ob die hormonelle Steuerung der Hodenfunktion gestört ist. Daher werden vor allem die für diese Steuerung verantwortlichen Hormone FSH (Follikelstimulierendes Hormon), LH (Luteinisierendes Hormon) und Testosteron im Blut gemessen. Sind die Hormone LH und FSH oder nur FSH erhöht, kann das ein Hinweis auf eine Schädigung des Hodengewebes sein.

 

Ultraschalluntersuchung des Hodens

Eine Ultraschalluntersuchung wird unter anderem durchgeführt, um einen Hodentumor oder eine Hodenkrampfader, auch Varikozele genannt, zu erkennen. Beide Erkrankungen können möglicherweise der Grund für eine Zeugungsunfähigkeit sein.

 

Hodenbiopsie

Wenn in einer Spermaanalyse nur sehr wenige Samenzellen gefunden werden, kann eine Hodenbiopsie veranlasst werden. Mit diesem kleinen Eingriff, bei dem Gewebe aus dem Hoden entnommen wird, kann die Spermienproduktion abgeklärt werden. Meist werden aus beiden Hoden Gewebeproben vorgenommen, da die Befunde oft seitendifferent sind.

 

Genetische Untersuchung

Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Störung kann dem Patienten eine Blutprobe entnommen und diese im Labor untersucht werden. Die humangenetische Diagnostik umfasst eine Chromosomenanalyse, außerdem können Fehlanlagen, beispielsweise der Samenleiter, festgestellt werden.

 

Postkoitaltest (PCT)

Bei diesem Test wird untersucht, ob nach dem Geschlechtsverkehr genügend Spermien in den Gebärmutterhals (Zervix) in Richtung Gebärmutter und Eileiter wandern können. Einige Stunden nach dem Geschlechtsverkehr wird der Zervixschleim untersucht, um zu sehen, ob und wie viele befruchtungsfähige Spermien sich darin befinden.

Dieser Test kann auch darüber Aufschluss geben, ob es eine Unverträglichkeit (z.B. Antikörper gegen Spermien) zwischen den Bestandteilen des weiblichen Zervixschleims und den männlichen Spermien gibt.

 

 

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