Ovulationsindikation (OI)
Bei einem fehlenden bzw. ausbleibenden Eisprung werden häufig zunächst ovulationsinduzierende Medikamente eingesetzt. Damit soll der Eisprung ausgelöst werden. Die Befruchtung kann anschließend entweder durch normalen Geschlechtsverkehr in einem festen Zeitfenster oder durch intrauterine Insemination (siehe unten) stattfinden.
Durchführung
Die Behandlung startet meist wenige Tage nach Beginn der Regelblutung damit, dass Hormonpräparate zur Stimulation der Eizellreifung verabreicht werden.
Die hormonelle Stimulation wird mit Hilfe von Hormonwertbestimmungen im Blut und Ultraschalluntersuchungen kontrolliert. Die Anzahl und Größe der Eibläschen (Follikel) werden genau beobachtet, um den günstigsten Zeitpunkt zur Auslösung des Eisprungs bestimmen zu können. Auch kann durch die Überwachung das Risiko einer extremen Überstimulation vermindert werden.
Haben die Follikel die richtige Größe erreicht, kann der Eisprung durch eine weitere Hormongabe ausgelöst werden.
Bevor die Eierstöcke stimuliert werden, muss überlegt werden in welcher Art und Weise die körpereigene Hormonausschüttung aus der Hirnanhangdrüse unterbunden werden kann. Spezielle Hormonpräparate, die die körpereigenen nachahmen (sogenannte GnRH-Analoga: Gonadotropin-Releasing-Hormon-Agonisten oder GnRH-Antagonisten), sollen die körpereigene Hormonausschüttung der Frau unterbinden und so einen vorzeitigen Eisprung verhindern.
Für die Anregung und Unterstützung des Follikelwachstums stehen mehrere Substanzen zur Auswahl. Das follikelstimulierende Hormon (FSH), ein sogenanntes Gonadotropin (Sexualhormone, welche die Keimdrüsen stimulieren), ist das wichtigste Hormon hierfür. Ein weiteres wichtiges Hormon ist das luteinisierende Hormon (LH).
Risiken
Eine seltene, aber ernstzunehmende und möglicherweise auch lebensgefährliche Komplikation ist das Ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS) oder „Überstimulationssyndrom“. Bei diesem Syndrom reifen zu viele und zu große Follikel heran.
Die Symptome eines OHSS sind vor allem Kreislaufbeschwerden, Übelkeit und Oberbauchbeschwerden, Vorwölbung des Bauchraums durch Ansammlung von Bauchwasser und manchmal auch Schwierigkeiten beim Atmen bis hin zur Atemnot durch Wasseransammlungen zwischen Lungen- und Rippenfell. Das Blut wird durch die Verschiebungen von Körperwasser dickflüssiger und es besteht daher ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Embolien.
Durch sorgfältige Überwachung durch Spezialisten für Kinderwunschbehandlung lässt sich die Komplikation in vielen Fällen weitgehend vermeiden.
Intrauterine Insemination (IUI)
Die intrauterine Insemination wird in verschiedenen Situationen, wie beispielsweise einer verminderten Spermienqualität des Mannes oder eine Störung des Zervixfaktors bei der Frau, angewendet. Die Insemination wird bevorzugt bei mittelgradiger Einschränkung der männlichen Zeugungsfähigkeit eingesetzt. Es ist auch eine Methode für Paare, die sich schon sehr lange ein Kind wünschen, ohne dass eine Erklärung für die ungewollte Kinderlosigkeit gefunden werden konnte.
Durchführung
Zum Zeitpunkt des Eisprungs werden besonders aufbereitete, „gewaschene“ Spermien mithilfe eines dünnen Katheters direkt in die Gebärmutterhöhle übertragen (transferiert). Die Insemination kann mit oder ohne Eisprung-auslösende Medikamente durchgeführt werden. In den meisten Fällen wird eine IUI mit einer milden Stimulation der Eizellreifung der Frau kombiniert, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen. Das Heranwachsen der Eibläschen wird meist mit Ultraschalluntersuchungen kontrolliert.
In-vitro-Fertilitsation (IVF)
In vielen Fällen können Paare mit Kinderwunsch für eine IVF-Behandlung in Betracht gezogen werden, wenn operative, medikamentöse und IUI-Behandlungen ohne Erfolg geblieben sind. Die In-vitro-Fertilisation (wörtlich: Befruchtung im Reagenzglas, IVF) wird in vielen Situationen angewendet wie beispielsweise bei verschlossenen Eileitern, bei Frauen mit Endometriose, bei eingeschränkter männlicher Zeugungsfähigkeit oder auch bei lang bestehender, ungeklärter Kinderlosigkeit.
Durchführung
In einem ausführlichen Gespräch wird nicht nur das geplante Vorgehen detailliert besprochen, sondern auch welche Voruntersuchungen stattfinden müssen. Diese können zum Beispiel zusätzliche Blutuntersuchungen der Frau oder eine Samenanalyse beim Mann sein.
Zunächst können durch eine Stimulationsbehandlung der Eierstöcke (Ovulationsindikation) die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöht werden. Sobald die Eizellen ausreichend herangereift sind, wird der Eisprung durch die Injektion eines weiteren Medikaments (in den meisten Fällen mit hCG, humanes Choriongonadotropin) ausgelöst.
Wenn die Eizellen reif sind (circa 36 Stunden nach Einleitung des Eisprungs), werden sie aus den Eierstöcken entnommen. Dies erfolgt normalerweise unter Ultraschallkontrolle mit Hilfe einer durch die Scheide durchgeführten Absaugung (Punktion). Um diesen Eingriff zu erleichtern, wird er meistens unter einer kurzen Vollnarkose durchgeführt.
Die beweglichen Samenzellen des Mannes, die durch Masturbation gewonnen wurden, werden durch spezielle Aufbereitungsmethoden konzentriert und gereinigt. Bei besonders eingeschränkten Spermienbefunden der Samenanalyse ist eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) möglich.
Nun werden die entnommenen Eizellen im IVF-Labor mit den zuvor aufbereiteten Samenzellen in einer Nährflüssigkeit zusammengebracht. Ei- und Samenzellen verbleiben ungefähr 24 Stunden in einem Wärmeschrank, dann wird geprüft, ob es zu einer Befruchtung gekommen ist. Falls ja, kann die Übertragung ausgewählter Embryonen in die Gebärmutterhöhle nach weiteren 24 bis 48 Stunden erfolgen.
Erfolgsaussichten
Die Erfolgsaussichten für eine IVF sind recht gut, wobei diese auch vom Alter der Frau und der bestehenden Fruchtbarkeitsstörung abhängig sind. Daher ist eine rechtzeitige Kinderwunschbehandlung bezogen auf das Alter der Frau für den Behandlungserfolg entscheidend.
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) wird beispielsweise eingesetzt, wenn beim Mann eine massiv eingeschränkte Fruchtbarkeit durch zu wenige oder zu unbewegliche Spermien mittels einer Samenanalyse diagnostiziert wurde. Die Methode kann aber auch angewandt werden, wenn es bei der klassischen IVF nicht zur Befruchtung gekommen ist.
Durchführung
Die ICSI-Methode entspricht in allen Schritten dem In-vitro-Fertilisation (IVF)-Verfahren – mit Ausnahme der Befruchtung:
Beim ICSI-Verfahren wird eine Samenzelle mit Hilfe einer feinen Nadel direkt in die Eizelle injiziert. Durch diese direkte Zusammenführung von Eizelle und Samenzelle kann der Erfolg einer Befruchtung unterstützt werden, selbst dann, wenn Spermien wenig bewegungsfähig sind.
Finden sich im Samenerguss keine Spermien, können diese mit speziellen Verfahren bereits im Vorfeld der Fruchtbarkeitsbehandlung aus den Nebenhoden oder direkt aus den Hoden gewonnen werden.
Erfolgsaussichten
Die Chance für eine Schwangerschaft durch eine ICSI ist unter anderem von der Anzahl der übertragenen Eizellen abhängig. Die Erfolgsaussichten sind relativ hoch und steigen mit der Zahl der Behandlungszyklen weiter an.
ICSI bedeutet sogar für Männer mit schweren Fruchtbarkeitsstörungen, dass sie eine große Chance haben, eigene Kinder zu zeugen.
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